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Lea Marie Wächter
»Loop«
Wer den Ausstellungsraum 1 durch einen der beiden Eingänge betrat, dem stand an der Wand – mehr als dass sie hing – eine 16 Meter lange Rolle Leinwandstoff gegenüber.
Im Arbeitsprozess erschuf Lea Wächter nachein- ander Figuren, deren Körper sich in unbequemen, teils unmöglich anmutenden Haltungen befinden.
Untereinander weisen sie äußerliche Ähnlichkeiten auf, sind jedoch offensichtlich verschiedene Individuen, an deren Erscheinungsbild keine eindeutigen Zugehö- rigkeiten abgelesen werden können.
Aneinandergereiht, nebeneinander liegend, kauernd, hockend scheinen sie in einem nicht greifbaren Raum zu existieren. Obwohl eine gegenseitige Berührung unter den Figuren malerisch dargestellt ist, entsteht in der Betrachtung der Eindruck, eine jede sei allein, für sich, nicht fähig zu einer direkten Kommunikation mit ihren
Nächsten. Isoliert existieren sie in ihren Leiden, ihrem Sein, in Zuständen, die jeder kennt, die vielleicht nicht verbalisiert werden können und so auch nicht unmittel- bar nach außen getragen werden.
Die Ausstellungssituation bietet für diese Dinge, die sonst im Privaten verhandelt werden, einen öffent- lichen Raum. Eine direkte Begegnung zwischen den Be- trachtenden und den Figuren kann erst entstehen, wenn die statische Position verlassen wird. »Loop« fordert, sich den Figuren physisch anzunähern, Blickkontakt aufzunehmen, sich auf Augenhöhe zu begeben. So wird ein Dialog möglich, basierend auf den Erfahrungen und Empfindungen des/der Einzelnen. Zoe Eberl
Lea Marie Wächter Geboren 1995 in Bielefeld. Seit 2015 an der Kunstakademie Münster. Studierte bei Prof. Julia Schmidt. Seit 2022 Meisterschülerin.
lea-waechter.de/
  05   07   2022
       























































































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