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 Klasse Nicoline van Harskamp »Frust Fest«
Die Klasse van Harskamp veranstaltete anlässlich des diesjährigen Rundgangs das »Frust Fest« im Innenhof.
Wir leben in einer Zeit, in der Ungleichheiten durch die Corona-Pandemie verstärkt werden oder uns jetzt erst auffallen. Die Klimakrise zeigt beständig, wie wenig Zeit uns noch bleibt, um unseren Planeten zu retten; Autokratien und »starke Männer« tauchen überall auf, alte und neue Kriege beschäftigen uns täglich. Dazu kommt das, was uns und unsere Freund*innen im Alltag einschränkt und belastet: Rassismus, Sexismus, Hass auf queere Menschen, Antisemitismus und andere For- men von Hass. Eigentlich hätten wir jeden Grund, eine »wütende Generation« zu sein. Wir sind allerdings der Meinung, dass Wut sogar ein Gefühl eines idealistischen Konzepts ist, wenn man sich den Zustand anschaut, in dem sich unsere Welt befindet.
Wir glauben, dass unter unserer Wut der Frust liegt. Frustriert sein kann für uns ein selbstbestimmteres und empowerndes Gefühl sein – beim Frust besteht im Gegensatz zur Wut kein Handlungszwang, kein Zwang zum Optimismus. Frust entsteht aus den Erfahrungen, die wir tagtäglich machen (müssen), Frust hat keinen klaren Fokus und kann vielfältiger zum Ausdruck kom- men als Wut.
Wir wollten ein offener Raum für alle Frustrierten sein, mit Musik, Tanz und der Möglichkeit, performative Positionen zu zeigen. Über den Zeitraum des Rundgangs veranstalteten wir ein Festival mit allem, was dazu ge- hört: Matsch, Krach, Getränke und Kunst.
Das »Frust Fest« war ein Ort, an dem viele ver- schiedene performative Momente zusammenkamen, aufeinanderprallten oder in den Dialog traten: Gesang und Sprachübungen, Verstecken und Zurschaustellen von Wut, Lesungen und ein Schluck Anarchie.
Neben der Möglichkeit, sich diese künstlerischen Positionen anzusehen (oder anzuhören), war allerdings auch Gelegenheit dazu, dem eigenem Frust vor Ort und ganz spontan Ausdruck zu verleihen oder das Wort zu ergreifen: Neben drei Kopierern wurden während des gesamten Festivals Materialien zur Verfügung gestellt, um eigene Zines herzustellen und zu vervielfältigen. Diese Zines – das sind selbst publizierte Hefte mit Ur- sprung in der Punk-Kultur – konnten ausgestellt oder im festivaleigenen Kiosk verkauft werden, der auch dafür sorgte, dass niemand durstig blieb. Und damit jenes Wochenende lange im Gedächtnis der Besucher*innen blieb, bot die Klasse van Harskamp bedruckte T-Shirts mit dem Festival-Logo an – auch selbst mitgebrachte T-Shirts waren herzlich willkommen.
Der Kiosk des Festivals war täglich von 10:00 bis 20:00 Uhr geöffnet, performative Arbeiten und Live-Mu-
  sik jeweils von 13:00 bis 20:00 Uhr.
Text: Die Klasse
    
























































































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