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Johannes Grenzfurthner
Künstler, Filmemacher, Autor und Kurator, Wien 19.01.2021
  Gefragt, wie er die bizarre Szenerie seiner jüngsten Installation des »Amazon Worker Cage« (2019) emp- findet, antwortet Simon Denny: »uncanny«. Jener Un- heimlichkeit, die sich als Schatten über die Imperien der Tech-Giganten legen, kommt Denny auf die Spur. Mit Spielfreude seziert er deren Arsenale von Disruption bis Distraktion und zerrt die Stilblüten einer umfassenden Vermessung der Welt ans Licht des White Cube. Vom Hunger nach Big Data getrieben, von Algorithmen durch den Alltag gelotst oder per Artificial Intelligence in un- serer beruflichen Kompetenz bewertet: So geschehen in der Ausstellung »Mine« im Düsseldorfer K21, die in der ›Extraktion‹ das zentrale Movens des Datenkapitalismus erkennt und diese Einsicht mit den Charakteristika der prägenden Industrie seiner australischen Heimat, dem Bergbau, zu einem Themenpark verschneidet.
Simon Denny (*1982) studierte an der Universität seiner Heimatstadt Auckland und der Frankfurter Städelschule. 2015 vertrat er Neuseeland bei der 56. Biennale von Venedig mit der Installation »Secret Power«, seit 2018 ist er Professor für Zeitbezogene Medien an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste. Er stellte unter anderem im New Yorker MoMa PS1 (2015), den Londoner Serpentine Galleries (2015) und dem Düsseldorfer K21 (2020/21) aus. 2016 grün- dete er zusammen mit Angela Bulloch und Willem de Rooij ein Mentoring-Angebot für Künstler*innen, das Berlin Program for Artists. Er lebt in Berlin.
Johannes Grenzfurthner ist Künstler, Filmemacher, Autor, Kurator und Gründer der Kunst- und Theorie- gruppe monochrom. Er ist u. a. Leiter des Festivals Arse Elektronika in San Francisco und Co-Organisator der Roboexotica in Wien. Seine ersten Dokumentarfilme waren »Traceroute«(2016) und »Glossary of Broken Dreams« (2018). Er arbeitet derzeit an seinem Spielfilm »Masking Thershold« und der Dokumentation »Hacking at Leaves«.
Johannes Grenzfurthner (*1975) unterrichtete u. a. an der Universität für angewandte Kunst in Wien, hat- te einen Lehrauftrag für Kommunikationsguerilla an der Kunstuniversität Linz und für Kunsttheorie an der Leuphana-Universität in Lüneburg. Wiederkehrende Themen in seiner theoretischen und künstlerischen Arbeit sind zeitgenössische Kunst und Aktivismus, Performance, Humor, Philosophie, Postmodernismus, Medientheorie, Cultural Studies, Sex-Tech, Populär- kultur, Subversion, Science Fiction, Copyright und geistiges Eigentum.
Simon Denny
Künstler, Berlin 20.04.2021
  


























































































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