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 Theresa Heitfeld
»transition«
09.11.2021
Ein Hauch von Farbe, zart und schwerelos. Tritt man einer Heitfeld’schen Arbeit gegenüber, überkommt einen eine eigenartige Ruhe und Stille. Dieser Eindruck ent- puppt sich allerdings beim genaueren Betrachten als ein dynamisches, hochkonzentriertes Spiel zwischen Mate- rial, Licht und Raum. Spaziert das Auge den Strukturen des Leinwandstoffes entlang, entdeckt es allerhand wunderbare Begebenheiten. Ein Farb- und Lichtspiel, das es in sich hat: goldgelbe Lasuren stürzen ins tür- kisblaue ab und verlaufen ins Nichts des transparenten Untergrunds. Doch da gibt es kein erkennbares Ende, sondern das Auge des Betrachters wird unweigerlich weitergeführt durch den Stoff hindurch auf die Wand und wieder zurück. Wie eine vibrierende Membran, die stark und fest in sich ist, gleichwohl beweglich und durchlässig.
01 / Ausstellungsansicht
Was Heitfeld in ihrer Arbeit verhandelt, ist nichts we- niger als die elementaren Fragen der Malerei: Was ist Untergrund? Was ist Licht? Was ist Farbe? Mit trans- parentem Gewebe, das auf Holzrahmen aufgespannt ist, schafft Heitfeld einen durchlässigen Lichtkörper, auf den sie ausufernde Lasurschichten aufträgt. Da ist kein Zufall, da sind keine Effekte. Eine gezielte Set- zung, direkt und unverblümt in jeglichem Vermeiden von etwas Erkennbarem, die totale Loslösung an sich. Unaufgeregt treten Lichtquellen von hinten, von vorne und aus dem Bild selbst heraus und evozieren so ein Wechselspiel zwischen Licht und Schatten, Abbild und Realität, Haptik und Sphäre. Träumerisch und mit einem Hauch Romantik umhüllt, sind die Arbeiten von Theresa Heitfeld eine zarte Offenbarung und gleichsam brachiale Infragestellung und Konsequenz.
Salomé Berger
Theresa Heitfeld
Geboren 1995 in Köln. Seit 2015 an der Kunstakademie Münster. Studierte bei Prof. Cornelius Völker.
 

























































































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