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 »Seitenaufenthalt«
Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln 17.07.–29.08.2021
Vom 17. Juli bis 29. August 2021 zeigte die Kunst- und Museumbibliothek der Stadt Köln Booklets von 17 Stu- dierenden der Kunstakademie Münster. Die Booklets wurden mit Nora Schattauer in insgesamt vier Semina- ren zwischen 2019 und 2021 entwickelt. Das gemeinsam erarbeitete Ausstellungs-Buch enthält Original-Beiträ- ge, kopierte und original überarbeitete Zeichnungen.
Die Booklets zeigen eine eigene künstlerische Welt, die sich dem Sehen im Buch widmet. Vielfältig, vielseitig und vielteilig wurde das Buch für alle Beteiligten zum zeichnerischen Schaffensraum: Ideen finden einen ex- perimentellen Ausdruck, Phantasie wird entfaltet, die Sensibilität des Papiers ist anschaulich gemacht und die Sprache von Linien gezielt untersucht.
Obwohl die Ausdrucksformen der einzelnen Studie- renden unterschiedlich sind, zeigen sich erzählerische und abstrakte Darstellungen visuell stimmig verbunden. Das Verhältnis von Intuition und Technik ist konsequent durchdacht: Geist und Ausdrucksmittel entsprechen sich in einer Weise, die Seitenfolgen und Zeichnungen mit unterschiedlichen Energien auflädt.
Viel-fältig, viel-seitig, viel-teilig.
Die siebzehn Buch-Beiträge verweisen auf die in der Kunst- und Museumsbibliothek versammelten Booklets. Eine Bandbreite künstlerischer Handlungsformen ist zu sehen, die Zeichnung ist das hervorstechende, gesetzte Ausdrucksmedium. Farben, Linien und Strukturen füh- ren in der Abfolge immer wechselnde Formen vor Augen.
In vier Seminaren (2019–2021) näherten sich die Studierenden den Möglichkeiten und Aspekten des Buch-Machens: Umschlaggestaltung, Seitenabfolge und Bindungsarten, Original, Faltung, Kopien, Ausdrucke und das Verhältnis von Vorder- und Rückseite, Doppel- seiten als verbundene Fläche. Der Ort des Geschehens ist das Papier und Unterschiede von Papieren werden als wichtig wahrgenommen. Eine Materialität kann sich entfalten. Der Anfang eines Booklets könnte ein visuelles Spielen sein, ein beginnendes Schweifen oder ein Gedankenfunke.
Jedes Booklet folgt einem eigenen Rhythmus. Raum und Zeit scheinen sich in der Hand, die blättert, zu konzentrieren. Im Wechselspiel von Auge und Hand lässt sich das eigene Sehen als spezifisch erleben, ein auffaltender Blick nimmt Anschlüsse wahr: Unfertiges, Haltepunkte und Komplexität. Es wird ein Erfahrungs- raum geschaffen, ein Möglichkeitsraum für vielschich- tiges Denken.
Nora Schattauer
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