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Valentino Magnolo
»From Muenster to St. Moritz«
Oliver Laric appropriieren – echt jetzt? Jawohl. Aus La- rics »Lincoln 3D Scans« von 2013 versammelt Valentino Magnolo eine Venus und einen Okeanos, einen Cupido und einen Jäger, eine Nymphe und einen Jüngling in einem großen Bildformat – »disciples of the system« – worin insofern eine gewisse Logik liegt, als Laric ja will, dass andere Künstler*innen sich bei seiner Datenbank bedienen und damit etwas eigenes machen. Magnolo bringt die Götter auf die Leinwand, als Siebdruck wohl- gemerkt, nicht als Print: So viel Malerei muss sein. Er figuriert sie in einer dicht gedrängten Komposition, die keine Erzählung ergibt, einfach keinen Sinn macht, aber: gut aussieht. Magnolo belässt den Laric-Scans ihren Grisaille-Look, der den Anschein erweckt, den Figuren seien alle Farbe und das Blut abgeflossen. Er zerstückelt sie, um die bukolische Harmonie ein bisschen
01 Ausstellungsansicht
aufzuschrecken, richtet hier und da sogar ein rechtes Gemetzel an: Besonders die Meerjungfrau im Zentrum hat es getroffen, ihrem Schoß schließt sich ein arges Gewusel aus eigenem und fremdem Bein an, was die Nymphe überhaupt nicht anficht. Effektvoll legen sich Licht und Schatten auf die Figurengruppe.
Magnolos Bildwerke in seiner Examensausstel- lung »From Muenster to St. Moritz« kokettieren noch von Ferne mit der Aura von Antike, Überlieferung, Mythologie, sind aber von allem Ballast an Bedeutung (Liebe, Jugend, Jagd) befreit, gänzlich entleert – und hochdekorativ. Könnte vielleicht mal, dann allerdings in weitaus größeren Formaten, Kunst für den veneziani- schen Palazzo Grassi draus werden, würde so aber auch manchen Loft neureicher Start-up-Unternehmer*innen schmücken. Georg Imdahl
Valentino Magnolo Geboren 1990 in Georgsmarien- hütte. Seit 2015 an der Kunstakademie Münster. Stu- dierte bei Prof. Klaus Merkel, Prof. Alex Wissel und Prof. Marieta Chirulescu. Seit 2019 Meisterschüler.
29 11 2022