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 Arezoo Molaei
»Joseph und Anna Fassbender­Preis«
Brühler Kunstverein, Clemens-August-Straße 24, Brühl 12.11.2021
Arezoo Molaei, 1986 in Teheran geboren, widmet sich seit 2009 dem Bildlichen. Sie studierte Grafikdesign und Malerei im Iran und ist seit 2017 an der Kunstakademie Münster. Dieses Jahr ist sie die Preisträgerin des Joseph und Anna Fassbender Preises der Stadt Brühl.
Arezoo Molaeis Arbeiten haben beides: Das Große, Monumentale der Malerei und das Weiche, Flexible, Flüchtige ihrer Zeichnungen, Papiere und Fotografien. In beidem geht es um Momente, Blicke. Es ist gleichzeitig der subjektive Blick der Künstlerin und das ganz Allge- meine, Dinge, Momente, die den gemeinsamen Nenner in der Wahrnehmung suchen. Es ist kein analytischer Blick, es sind keine Arbeiten, die sich gerne auseinanderneh- men, sich sprachlich erklären lassen. Ihre Arbeit nutzt
die ästhetische Kraft von Kunst, die einer anderen Form von Untersuchung folgt als der sprachlich greifbaren. Ihre Arbeiten sind auch die Behauptung der Kraft der Ästhetik. Sie richten sich gegen das Analytische, direkt Greifbare in sprachlichem Sinne.
Wenn der Inhalt zu wichtig wird, tötet es die Kunst, sagt sie.
Im 4. Stock an einer lauten Straße im kleinen Mün- ster: Der Klang der Straße und der Autos gibt fast das Gefühl, hier in einem Hochhaus zu sein, in einer Groß- stadt. Arezoo Molaei schaut sich das Städtische an. Das, was Metropolen vielleicht gemeinsam haben, das, wozu wir Bezüge aufbauen können. Wenn Menschen auftau- chen, dann nur von außen, als Umrisse, schwebend, so wie uns auch Menschen unbekannt bleiben, denen wir nur kurz, zufällig begegnen.
Auch von den letzten zwei Jahren geprägt, sind Menschen zu den ehemals entleerten Stadtansichten hinzugekommen und die Innenräume. In der Pandemie, sagt sie, wird das Leben der Metropole auf das Zuhau- se reduziert, alles passt und passiert zu Hause oder weiter, auf dem Esstisch. »Don’t get up from your bed« ist in dieser Zeit entstanden. Eine Reihe von flüchtigen Zeichnungen und Fotografien, Papieren und Fenster-
 01 / V. l.: Kunsthistorikerin und Kuratorin Dr. Renate Goldmann, Laudatorin Mira Reeh, Preisträgerin Arezoo Molaei und Bürgermeister Dieter Freytag

























































































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