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 Karin Frings
»Widerständigkeiten«
08.06.2021
Schwarz auf Weiß steht jemand im Geviert des Bildes. Es erscheint für eine Sekunde – wird ausgeblendet. An – Aus. Unrhythmisch. Rhythmisch? Immer anders. Es bleibt nur wenig Zeit, die Szenerie zu erfassen. Ein kurzer Auf-Schein als Ein-Druck, wie ein Stempel. Die Typo-Graphie eines anonymisierten Körpers auf einem Klangteppich aus tausendfachem Gemurmel. Oder was ist das für ein Geräusch? Ein Peitschenknall entpuppt sich als fallender Papierstapel – leere fliegende Blätter – stumme Verlautbarungen.
Unterschiedliche Einstellungen: Ganzfigur. In Pose wie eine verkörperte Pinselspur – kein Gesicht, kei- ne Mimik. Aufstand des Kalligraphems. Verkörperte
Wider-Stand-Bilder. Torsoeinstellung. Kopf und Arme winden sich wie eine eingeschlossene Energie, die den Weg nach draußen nicht findet. Wie ein Innen-Druck auf seinem endlosen Weg zur Sprache. Die Fäuste am Kopf, der Kopf im Nacken. Zwischendurch der Beruhi- gungsversuch einer zaghaften Geste, die nichts löst. Ein Spiel von Druck und Gegendruck. Nichts bricht durch, obwohl die Membran zwischen Bild und Wort schon zum Zerreißen gespannt ist. Das rastlose Innen presst sich immer wieder in ein äußeres Zeichen, für eine Sekunde stillgestellt. Da hast Du’s: Schwarz auf Weiß.
Stefan Hölscher
Karin Frings
Geboren 1992 in Simmerath. Seit 2014 an der Kunstaka­ demie Münster. Studiert bei Prof.in Suchan Kinoshita. Seit 2021 Meisterschülerin.
01–04 / Filmstills: Karin Frings, Widerständigkeiten, 2021, Video, 00:05:12 Min.
 
























































































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