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 Lena Homann
»Ways of swing«
06.07.2021
Wie eine Theaterszene wirken diese neun Objekte, wie ein Moment in einer Tragikomödie. Sie agieren, jedes auf seine Weise. Sie stehen nicht da wie Skulpturen, die hingestellt sind und da bleiben.
Auf die Spitze eines in die Höhe ragenden Metall- stabs ist eine Wassermelone gesteckt. Sie ist schwer, sie ist als Frucht gewachsen und wird in ein paar Tagen verfaulen. Der Stab neigt sich leicht zur Seite, fast kippt er, die Melone balanciert hoch über den Köpfen. Das Gebilde erscheint als Moment – nicht als Zustand. Obwohl es sich nicht bewegt.
Eine vertikale Reihe von Orangen bildet eine Stele. Doch es ist keine Skulptur. Man könnte ihre Formen nicht modellieren, ihre Farbe nicht malen.
Eine Kokosnuss hängt an einer stählernen Kette. Man sieht, dass sie pendeln könnte. Man sieht die Härte,
01–05 / Ausstellungs­ und Detailansichten
das faserige Tastgefühl, sogar die Kokosmilch im Innern. Man sieht immer auch, was man weiß. Alles spielt mit.
Vorstellungen angespannter Momente. Puffmais in Form einer Torte, balancierend auf drei Stäben wie auf Spinnenbeinen. Ein grüner Stab aus Schaumstoff, der Faxen macht. Ein brauner Stumpf aus glasierter Kera- mik, mit Noppen wie ein Spezial-Kondom, ein Zwerg zwi- schen all den Stäben. Lange Holzstäbe, aufgestellt wie ein Tipi, oben mit einer roten Kappe wie ein Streichholz. Ein Brett, belegt mit Kunstrasen, unterstützt wie eine Wippe: auf der einen Seite ein Stein, auf der anderen gelbe Tennisbälle.
Lena Homann denkt an Spiele, an das Spielen: »Es scheint etwas zu sein und nicht zu sein, es ist real und nicht real, es ist in der Welt und es ist nicht in der Welt.«
Erich Franz
Lena Homann
Geboren 1994 in Heidelberg. Seit 2014 an der Kunstaka­ demie Münster. Studierte bei Prof. Henk Visch und Prof. Klaus Weber. Seit 2021 Meisterschülerin.
 




















































































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