Page 228 - Jahrbuch21_20220207.indd
P. 228

 Masako Kato
»die Kartografie der Ungewissheit«
14.12.2021
In meiner Examensarbeit interessierte ich mich nicht für die politischen Aspekte der Grenzziehung, sondern für eine grundlegendere Frage: Warum entscheiden sich Menschen, ihr Territorium zu teilen? Welcher Zu- sammenhang besteht zwischen Territorium und Grenz- ziehung?
Ausgehend von meiner eigenen Biografie und insbe- sondere den geografischen Beziehungen zwischen Korea und Japan, Deutschland und Dänemark, versuchte ich beim Zurückverfolgen und Begehen dieser Grenzen zu verstehen, wie sie tatsächlich funktionieren.
Ausgangspunkt der Arbeit ist das Danewerk, ein Bodendenkmal an der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark. Heute sieht es aus, als sei es Teil der Landschaft, aber ursprünglich wurde es im 5. und 6. Jahrhundert zur Teilung und Verteidigung des Territo- riums errichtet.
Die skulpturale Intervention im Ausstellungsraum bezieht sich auch auf Panoramen, die im 17. Jahrhun- dert in Naturkundemuseen errichtet wurden, um das
01–04 / Ausstellungsansichten
Erlebnis der Naturbetrachtung im Inneren des Museums nachzuahmen.
Man kann nicht ins Innere gelangen, aber hindurch- schauen und zwei Videos sehen. Die visuelle Collage zeigt Abdrücke der Landkarten, wobei die meisten Informati- onen ausradiert wurden und nur die Linien übrigblieben.
Das in vier Sprachen gelesene Hörstück umkreist eine sprachliche Grenze, wie das Subjekt sich von den anderen abgrenzen oder eine Gemeinschaft durch Pro- nomen beschreiben kann.
Sprache schafft auch Territorien, Trennungen und Formen der Definition dessen, was wir sind.
Auf dem Boden in der Ausstellung beschrieb ich den Weg von Münster in Deutschland nach Kasugai in Japan mit der immensen Entfernung zu Fuß. Dieser Spazier- gang ist eine Fantasie, eine mentale Verbindung, die zu beweisen versucht, dass diese sehr unterschiedlichen Teile der Welt zusammengehören. Google Maps lässt uns glauben, dass diese Strecke zu Fuß zurückgelegt wer- den kann. Meine Bodenarbeit machte diese Information sichtbar und begehbar.
Masako Kato
Masako Kato
Geboren 1979 in Miyagi, Japan. Seit 2015 an der Kunstakademie Münster. Studierte bei Prof.in Mariana Castillo Deball.
 


















































































   226   227   228   229   230