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 Youn Hee Park
»Meer im Sinne, Sinne im Meer«
21.12.2021
1. Zwischen den Meeren
Mehrere Videoprojektionen zeigen einen durchge-
henden Meereshorizont auf den vier Ausstellungswän- den. Eine Person versucht, »über den Horizont« und über das Meer von einer Insel zur anderen zu springen. Sie landet aber immer wieder auf dem Boden ihrer eigenen Insel. Dies zeigt exemplarisch die Stellung des Menschen in der übergroßen, mächtigen Natur. Das Meer ist Schutz und Bedrohung, Trennung und Verbindung, Freiheit und Beschränkung gleichermaßen, spiegelt auch die geopoli- tische Situation auf der koreanischen Halbinsel.
2. Das Poem
Ein Poem über das Meer wird mit einem Computerpro- gramm vom Koreanischen ins Englische und von dort zurück ins Koreanische übersetzt. Viel geht bei dieser
technischen Transformation verloren: der Sinn für sprachliche Feinheiten und Eigenheiten, für die Viel- schichtigkeit ästhetischer Formen. Poesie wird zerstört und die Würde der Menschen auf der Flucht über das Meer.
3. Der Tod
Das Meer ist der Ursprung allen Lebens, bringt aber auch den Tod. Man kann ihn freiwillig im Meer suchen oder unfreiwillig im Meer finden. In einer Szenerie größ- ter Ruhe und Friedfertigkeit betrachten Menschen den Horizont an der Atlantikküste in Casablanca. Es wird von einem dortigen Selbstmordversuch berichtet. Eine Frau »geht ins Wasser«. Und von einer Mutter wird erzählt, die immer wieder versucht, sich im Meer zu ertränken. Dann hören wir, dass selbstmordgefährdete Flüchtlinge – möglicherweise über das Meer zu uns gekommen –, nicht abgeschoben werden dürfen.
Ferdinand Ullrich
Youn Hee Park
Geboren 1985 in Seoul, Südkorea. Seit 2015 an der Kunstakademie Münster. Studierte bei Prof. Aernout Mik.
01 / Ansicht Ausstellungsraum 2: 8 Projektoren und 4 Lautsprecher für 8 Videokanäle, 08:45 Min.
 



















































































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