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 henden Studierendenteams agierten mit den ebenfalls in vier Gruppen aufgeteilten Schulkindern zu den Ma- terialien: Papier, Stein, Bänder und Schnüre, Textiles.
Begleitet von den Lehrkräften der Lerngruppe der Wombats, einer dreiviertel Klasse, gab es zusätzliche Unterstützung von Sabine Lenz vor Ort. Lilja Justin übernahm die fotografische Dokumentation und ich moderierte das Zoom-Meeting mit den Studierenden.
Zur kritischen Nachbetrachtung des Projektge- schehens im Seminar lag der Schwerpunkt auf einer Versprachlichung eigener und kindlicher ästhetischer Lehr- und Lernerfahrungen in Form von individuellen Reflexionsberichten.
Textschnipsel aus dem unveröffentlichten Erfah- rungsbericht von Birthe Langner zeigen Einblicke in ein sinnliches Erleben zum Material Papier:
»Zur Vermittlung von Papier blickten wir auf seine Banalität. Genau mit dieser Scheinhaftigkeit wollen wir spielen. Das Papier möchten wir in einen neuen Kontext setzen und mit etwas Untypischem, dem Klang, verbin- den. Die Irritation soll den Drang wecken, erforschen zu wollen, wie Klänge sich wohl mit Papier bilden lassen. Damit legen wir offen, was Papier noch alles kann, aber lassen frei und versteckt, wie ein Konzert aus Papier klingen mag.«
Und weiter zu den haptischen Erfahrungen mit Pa- pier zur auditiven Wahrnehmung:
»Während des Umgangs mit unserem Papier müssen die Kinder selbstständig entscheiden, wie sie es drü- cken oder reiben und welche Geräusche sie verwenden möchten. Die Geräusche entstehen nur durch eigenes haptisches Gestalten des Papiers.
Indem die Kinder bestimmte Geräusche bei der Ma- nipulation des Papiers erwarten, aber auch überrascht werden, treten sie in Dialog mit dem Material und stehen damit in einem Prozess, der ihnen das eigene Handeln und seine Auswirkungen in erlebbarem Gestalten spüren und reflektieren lässt.«
Resümierend formuliert sie es für sich so: »Meine eigene künstlerische Arbeit, in der ich die Wahrneh- mung von Alltagsgegenständen hinterfrage, wird nun durch meine Begeisterung gemeinsamer Kunstprojekte bereichert. Wenn alle Schüler*innen mittels Irrita- tionsmomenten und nonverbalen Ausdruckmöglichkeiten
eingegliedert werden, fühlen sie sich wahrgenommen. 111 Meine Zuversicht in die Potenziale der Kunst ist so tief,
dass ich das Ziel anstrebe, Kunst sozial einzusetzen und
Kindern eine Tür zur Kunst zu öffnen.«
In den Zitaten verdeutlicht sich der Kerngedanke der W Ästhetischen Erfahrung: Der reflektierte Blick richtet E sich auf das Ungedachte, das Unvorhersehbare, und R schafft Begegnungen mit Ungewohntem. K
Das 2009 von mir entwickelte Projektformat wird S aktuell in Zusammenarbeit mit der Lehrbeauftragten T Sabine Lenz aus der Wartburg-Grundschule gestaltet Ä sowie von Lilja Justin studentisch begleitet. Ausgezeich- T net durch eine praxisreflexive Verzahnung von Hoch- T schulstudium und Grundschulpraxis stehen hierbei das E gemeinsame Handeln sowie ein ästhetisch-forschendes N Lernen und Lehren im Fokus. Zu den Akteur*innen gehö-
ren Lehrende und Lernende wie Hochschuldozent*innen, / Studierende, Schulkinder sowie Erzieher*innen und Grundschullehrer*innen. W
Antje Dalbkermeyer I S
Zitierte Kurzbeschreibung zum Aufsatz von Dalbker- S meyer, Antje (2021), aus dem Nachwort der Herausgebe- E rinnen Annette Hermann und Nadia Bader auf Seite 241: N
»Im Zentrum des Beitrags von Antje Dalbkermeyer S steht das seit 2009 regelmäßig durchgeführte Ver- C mittlungsformat »Ästhetisch-forschendes Lernen im H Akademie-Wartburg-Projekt« und damit die »perfor- A mative Vernetzung zwischen Hoch- und Grundschule«. F In der begleitenden Seminarveranstaltung entwickeln T Studierendengruppen zunächst Ideen für künstleri- E sche Projektarbeiten, die sich auf zeitgenössische N Kunstströmungen und künstlerische Forschung im Wechselspiel mit alltagskulturellen Erfahrungsfeldern & beziehen. Dabei werden künstlerisch-performative
sowie experimentell-spielerische Handlungsformen K erprobt. An zwei jährlich stattfindenden Erprobungs- U tagen arbeiten die Studierenden mit Schüler*innen der N Wartburg-Grundschule zusammen. Die gemeinsame S Ensemblearbeit mündet schließlich in einer perfor- T mativen Präsentation, die einem Publikum vorgeführt B wird. Dalbkermeyers Beitrag vermittelt anhand von E Text- und Bildcollagen ausschnitthaft vielfältige, le- Z bendige Eindrücke aus verschiedenen Projekten und O Akteur*innenperspektiven.« G
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05 / »Performative Vernetzung zwi- schen Hoch- und Grundschule«. In: Hermann, A./ Bader, N. (Hg.): EXHI- BITING LESSONS. Lässt sich Lehre zeigen? Siegen: Universitätsverlag, S. 62–73. ISBN: 978-3-96182-098-6 Foto/Gestaltung: Jana Rzehak












































































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