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  »Saloon Arts Education«
Ringvorlesung und Plattform für Vorträge, Talks und Vernetzung in der Kunstlehrer*innenbildung – Som- mersemester 2022 und Wintersemester 2022/23
Mit dem Antritt von Professorin Dr. Gesa Krebber im Fachbereich Kunstdidaktik und Ästhetische Bildung fei- ert das Veranstaltungsformat »Saloon Arts Education« im Jahr 2022 an der Kunstakademie Münster Debüt. Im Rahmen des Saloons werden Expert*innen aus den Feldern Kunstpädagogik, Kunstdidaktik, Ästhetische Bildung und Kunstvermittlung eingeladen, um von ihren praktischen Erfahrungen und Projekten im kunstpäda- gogischen Kontext zu berichten. Die individuellen For- mate der Abendveranstaltung sind vielfältig. Beiträge zum Saloon können Vorträge, Erfahrungsberichte zu einzelnen Kunstunterrichtsprojekten, Talkformate oder Workshops sein. Die vortragenden Gäste kommen dabei aus regionalen wie überregionalen Kontexten, sodass eine Vielfalt von kunstpädagogischen Ansätzen erfahrbar wird.
Damit bietet die Ringvorlesung Studierenden eine breite Wissensplattform für fachbezogenen Erfah- rungsaustausch, Diskussion und Vernetzung zwischen Hochschule, Schule und außerschulischen Kunst- und Bildungsinstitutionen (vgl. Krebber/Eschment 2020, 95 f.). Situierte Alltagspraktiken und Positionen trans- formativer Bildungsarbeit im Kontext von Kunst, Medien und Pädagogik, die im akademischen Diskurs weniger sichtbar sind, erhalten im Saloon eine Bühne. Studie- renden wird Einblick in praktische Zusammenhänge von Kunstvermittlung, Kunstunterricht und kulturelle Bildung geboten.
Gesa Krebber verankert den Saloon mit ihrem Start an der Kunstakademie Münster als ein Kooperationsvor- haben mit dem Department Kunst und Musik der Univer- sität zu Köln, um insbesondere in Nordrhein-Westfalen kunstdidaktische Vernetzung stark zu machen. Die Ringvorlesung wird kollektiv kuratiert und moderiert von Prof. Dr. Gesa Krebber aus Münster sowie von Jane Eschment und Gesine Hopstein aus Köln. Gegründet wurde sie von Professor Torsten Meyer 2016 am Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln im Rahmen des Hochschulentwicklungsprojekts Art Educa- tion in Transition (AEiT) (vgl. Eschment et al. 2020). Im Jahr 2016 übernahm zunächst Gesa Krebber das Vor- lesungsformat. Später kam Jane Eschment hinzu. Die beiden koppelten das Programm an das Praxissemester Kunst in der Ausbildungsregion sowie der Alumniarbeit mit ehemaligen Kunstlehramtsstudierenden.
Verbündete und Vorbilder hat der Saloon beispiels- weise in den Projekten des Kunstpädagogischen Salons von Christine Heil und Sabine Sutter in Mainz sowie Duisburg/Essen (vgl. Heil/Sutter 2013) sowie dem Abend der radikalen Bewunderung von Carmen Mörsch und Stefan Bast in Mainz (vgl. Mörsch/Bast 2022).
Am ersten Abend des Sommersemesters 2022 waren Andrea Günther sowie das Künstler*innenduo Thomas Rapedius und Renée Rapedius im Saloon zu Gast,
die von dem Pilotprojekt Kinder kuratieren! im Rahmen von lab.bode (vgl. lab.bode) in Berlin berichteten. Dieses lud Schüler*innen der 6. Klasse ins Bode-Museum ein, mit Originalkunstwerken der Sammlung eine eigene Ausstellung zu gestalten. Die Kinder übernahmen für diese Ausstellung nicht nur das Kuratieren. Von der Themenfindung über die Auswahl der Kunstwerke bis hin zur Ausstellungsgestaltung und Werbegrafik lag alles in ihrer Hand, was zu einer Museumsausstellung gehört. Im Saloon gaben die Gäste spannende Einblicke in diese partizipative Projektarbeit, bei der sie die Kinder vor allem mit Wissen und Einblicken versorgten, zu denen sie sonst im Rahmen der üblichen Hierarchien und Barrieren keinen Zugang erhalten hätten.
Im Mai 2022 besuchten die Teilnehmenden des Saloon mit einer Studierendengruppe das Kunsthaus kaethe:k in Pulheim-Brauweiler bei Köln. Seit 2020 ha- ben hier elf Künstler*innen mit Beeinträchtigung einen Atelierplatz in den Bereichen Malerei, Plastik, Grafik, Neue und Interdisziplinäre Medien. Hier werden die Voraussetzungen für künstlerisches Arbeiten sowie Zu- gänge in Kultur- und Bildungsinstitutionen geschaffen, die für eine selbstbestimmte Professionalisierung von Künstler*innen mit Beeinträchtigung notwendig sind. Zu den Kernbereichen des kaethe:k Kunsthaus gehören ein Atelierbetrieb, eine Agentur, ein Bildungsprogramm und ein Netzwerk. In einer Führung durch das Atelier lernten die Teilnehmenden des Saloons Künstler*innen und Mitarbeitende kennen. Anschließend gab es beim Sneak Peek zur Ausstellung von Minh-Duc Co die Mög- lichkeit, sein Werk näher kennenzulernen und mit dem Künstler ins Gespräch zu kommen. Nicht anwesende Studierende konnten nachträglich den Besuch über ein Video nacherleben.
Im Juni 2022 durften wir mit Sarah Peters aus Kas- sel Previews und Einblicke in die Arbeit der Sobat-Sobat auf der »documenta fifteen« erhalten. Der indonesische Begriff Sobat steht für einen guten Freund. Der Plural lautet Sobat-Sobat und steht also für eine Gruppe von guten Freunden. Die Kunstvermittlerin Sarah Peters nahm uns mit hinein in die Fragen um Kollektivität, Freundschaft und Kunstvermittlung und deren Um- setzung auf der documenta fifteen. Ganz im Sinne von Kollektivität brachte sie weitere Vermittler*innen aus dem diesjährigen Team der sobat-sobat als Gäste zum »Saloon Arts Education« mit. Gemeinsam stellten sie das Vermittlungskonzept vor und erprobten mit uns das Konzept des Harvesting, befragten zugleich aber auch das Konzept von Kunstvermittlung und Freundschaft auf der diesjährigen documenta.
Johanna Tewes stellte unter dem Titel »Narrati- onen über Prüfungsformate und Leistungsbewertung in Kunstpädagogik und Schule« tradierte Bewertungs- und Benotungskonzepte infrage. Sie verdeutliche die mit der Leistungsbewertung verbundenen Spannungs- verhältnisse im Kontext von Wissensformen, Macht, Vorstellungen künstlerischer Leistung und digitalen Transformationsprozessen im Kunstunterricht und in der schulischen Bildungslandschaft. Die Narrative konn-
   























































































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